Nach
einem langen, anstrengenden Flug landeten wir abends spät in Antananarivo.
Andry, unser Fahrer, den wir von unserer letztjährigen Reise schon kannten,
erwartete uns geduldig am Ausgang des Flughafens und brachte uns in unser
Hotel, wo wir nach Mitternacht sogleich müde ins Bett sanken.
Schon
früh am nächsten Morgen holte uns Andry ab und der erste Teil unseres
Abenteuers konnte beginnen. In Miandrivazo, eine Tagesfahrt südlich von
Antananarivo, verabschiedeten wir uns vorerst wieder von unserem Fahrer und von
der Zivilisation und stiegen in eine Piroge, die für die nächsten drei Tage
unser Fortbewegungsmittel auf dem Tsiribihina (Fluss) war.
Wir
glitten lautlos an bezaubernden Landschaften und ursprünglichen, kleinen
Dörfern vorbei, bestaunten viele Wasservögel, Krokodile und andere Tiere und
genossen abends den traumhaften Sternenhimmel von den Sandbänken aus, wo wir
mutterseelenallein campierten. Unsere zwei Pirogiers verwöhnten uns mit
leckerem Essen, das sie, kaum waren wir am Lagerplatz, auf zwei einfachen
“Rechauds“ zubereiteten und für uns auf die Teller zauberten.
Am Morgen des vierten Tages endete unser Flussabenteuer und Andry erwartete uns bereits, um mit uns zum Bemaraha Nationalpark zu fahren, wo wir die Tsingys erkunden wollten. Um dorthin zu gelangen, mussten wir den Tsiribihina- und den Manambolo-Fluss mit einer Fähre überqueren.
Am
Verladeort angekommen erfuhren wir, dass die etwas abenteuerlich anmutende
Auto-Fähre ihren Motor nicht starten könne, es sei denn, jemand stelle seine
Autobatterie zur Verfügung. Nach ziemlich langer Wartezeit spendete jemand
seine Batterie, und wir kamen doch noch im Hotel an. Am nächsten Morgen
wanderten wir, ja kletterten wir, in den Tsingys herum und mussten hie und da
Hängebrücken benützen, um die wilde Karstlandschaft zu überqueren. Eine
wundervolle Laune der Natur hat diese einzigartigen Felsnadeln geschaffen, und
manchmal beim Anstossen gewisser Steinplatten entstehen dieses typischen
Kling-töne, die dieser Karstlandschaft den Namen verliehen haben.
Nach
diesen unvergesslichen Eindrücken von diesen einmaligen Erosionsformen in den
Tsingys begann unsere Reise der
Westküste entlang bis an den südlichsten Zipfel Madagaskars. Wir besuchten zunächst
das Kirindi Reservat, das uns vor allem nachts auf der Pirsch begeisterte, da
wir die scheuen Maus-Makis gut beobachten konnten. Später bestaunten wir die Baobab Allee in Morondava. Für den
Weg nach Belo sur Mer schlossen wir uns einer anderen Reisegruppe an, da ihr
Fahrer, im Gegensatz zu Andry, diese Etappe aus eigener Erfahrung kannte. Doch
es kam, wie es kommen musste: Wir fanden den richtigen Weg auch nach intensiver
Suche nicht. Was nun?
Jetzt
kam das Notizblöcklein von Andry zum Zuge: Er hatte sich minutiös auf unsere
Reise, die auch für ihn buchstäblich Neuland darstellte, vorbereitet, indem er
(während wir in den Tsingys herumkletterten) einen der erfahrensten Fahrer
Madagaskars nach dem genauen Weg in den Süden gefragt hatte. Dessen
Beschreibungen, die Andry auf zehn Seiten festhielt, bezogen sich, da es von
dieser Gegend keine genauen Karten, geschweige denn Wegweiser gibt, auf
markante Steine, Bäume, Kreuzungen usw., die er aber so genau beschrieben hatte,
dass wir den richtigen Weg sicher fanden.
In
Belo sur Mer, einem kleinen zauberhaften Fischerdörfchen konnten wir zuschauen,
wie die Einheimischen grosse Holzboote bauen. Am nächsten Tag stand uns eine
Fahrt auf Sandpisten bevor. Kurze Pausen gab es einige, da wir immer wieder
riesige Baobabs (zum Teil über 1000 Jahre alt) bestaunen und fotografieren
„mussten“.
Die
Fahrt am nächsten Tag auf der “Nationalstrasse“ von Manja nach Morombe (151km)
dauerte mehr als 8h, da man eigentlich gar nicht auf einer Strasse, sondern auf
Asphaltresten mit Löchern fahren musste.
Am
nächsten Morgen ging es weiter der Küste entlang nach Salary Bay, wiederum auf
sandigen Pisten durch Dornenwäler (Didieraceen). Vor lauter Staunen über diese
botanischen Wunder, merkten wir gar nicht, dass die Sandpiste immer sandiger
wurde und dass wir schliesslich in ein gut elf Kilometer langes Sandpistenstück
einbogen, das unserem Fahrer und seinem Auto alles abverlangte. Es galt, unter
keinen Umständen anzuhalten, denn dann wäre unsere Reise buchstäblich im Sand verlaufen.
Also nahmen wir eine halsbrecherische Fahrt quasi in einem Schüttelbecher in
Kauf und vertrauten unserem Schutzengel.
Dieser
stand uns auch bei und wir waren echt froh, als wir wieder festeren Untergrund
unter unseren Rädern spürten. Dafür wurden wir nachher in Salary Bay mit einem
märchenhaften Strand mit weissem Sand und türkisblauem Meer voll und ganz für
die ausgestandenen Strapazen entschädigt und hatten die anstrengende Fahrt bald
vergessen. Wir genossen den zweitägigen Badeurlaub.
Auf
der Weiterfahrt nach Tulear gab unser Auto ein merkwürdiges Geräusch von sich.
Nachdem Andry nichts Verdächtiges unter dem Auto feststellen konnte, fanden wir
ein paar Meter weiter zurück ein kleines Teilchen von unserem Fahrzeug. Andry
wusste sofort, wo es eigentlich hingehören sollte: Der Seitenstossdämpfer war
lädiert. Offenbar waren die Strapazen für unser Auto doch zu gross gewesen und
hatten ihre Spuren hinterlassen.
Nachdem
er den defekten Stossdämpfer ausgebaut hatte, müsse er, wie er uns erklärte,
langsamer weiterfahren – nur wir merkten nichts von der nun geringeren Reise-Geschwindigkeit.
Zum Glück konnte er sein Fahrzeug in Tulear reparieren lassen, und am späten
Abend kamen wir in der Famata Lodge südlich von Tulear an. Die Frotteetücher
und die Tassen mit weissem Kreuz auf rotem Feld liessen keinen Zweifel
aufkommen: Diese schöne Lodge wird von einem Schweizer geführt.
Früh
am nächsten Morgen machten wir uns auf den langen, anstrengenden Weg nach
Ambola, abseits jeglicher Infrastruktur. Beim Anblick des wunderschön am Strand
gelegenen Hotels in Ambola freuten wir uns auf einen stimmungsvollen
Sonnenuntergang auf der Terrasse. Leider wurde das Hotel aber eine Woche vorher
vom Staat geschlossen und unsere Reiseagentur nicht darüber informiert. So
fuhren wir in der Dunkelheit, auf der Suche nach einer anderen Unterkunft, gut
50 km zurück. Nur mit Hilfe von zwei Einheimischen, die sich spontan zu uns
setzten (auf den Beifahrersitz und auf dem Dach...) fanden wir kurz vor 20.00
Uhr eine bescheidene, aber stimmungsvolle Lodge mit lauter gut gelaunten
Menschen.
Am
nächsten Tag besuchten wir den Nationalpark von Tsimanampetsotsa, wo wir rosa
Flamingos aus nächster Nähe beobachten konnten. Unsere Reise führte uns weiter
südwärts nach Itampolo und Lavonono. Wir besuchten das Cap Sainte Marie, die
südlichste Ecke Madagaskars. Auf der Wanderung durch den Nationalpark
begegneten wir auf Schritt und Tritt grossen Strahlenschildkröten und konnten
vom Ufer aus Buckelwale beobachten. Auf der Rückfahrt mussten wir aufpassen,
dass wir keine Schildkröte überfuhren.
Unsere
letzte Station war das Reservat von Berenty, wo wir Kattas und Sifakas aus
nächster Nähe beobachten konnten. Von Fort Dauphin aus flogen wir zurück in die
Hauptstadt und am nächsten Abend zurück nach Hause.
Diese traumhafte Reise wird noch lange in unserer Erinnerung bleiben – die
wundervolle Natur, die einzigartige Tierwelt Madagaskars und die herzlichen Menschen haben uns in
ihren Bann geschlagen.
Ein
grosses Dankeschön ans AquaTerra-Team für die gute Organisation und
insbesondere auch an Herrn Michael Horn, der uns diese wundervolle Reise
zusammengestellt hat!
Barbara
und Urs
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