Afrika ist ein Sehnsuchtsziel und
es macht süchtig. Nach einer unvergesslichen Reise durch Mali rückte
Kamerun ins Zentrum unseres Interesses. Dieses Land vereinigt alle in
Afrika vorkommenden Landschaften in sich. Wüste, Berge, Steppe,
Savanne, Grasland, Regenwald und Küste beheimaten zahlreiche
ethnische Gruppen, die so unterschiedlich sind wie die Landstriche in
denen sie leben. Eine Reise durch Kamerun ist beschwerlich, vor
allem im Norden. Hotels und Lodges sind oft Überreste aus der
französichen Kolonialzeit und eine Infrastruktur gibt es kaum.
Ebenso wenige Touristen. Im Norden treffen wir Reisende, die in
Kamerun z.B. bei internationalen Firmen, den Botschaften oder
Hilfsorganisationen arbeiten. Den ersten Eindruck den wir gewinnen
ist der eines vergessenen Landes - wenn da nicht die Bodenschätze
wären. Seitdem diese für die westliche Technik unentbehrlich
geworden sind, blüht eine neue Form der Ausbeutung. Abbaurechte
werden verkauft, ohne dass der Bevölkerung Kameruns ein Vorteil
daraus entsteht. Chinesen bauen im Gegenzug zwar Strassen, jedoch
nicht um die Infrastruktur des Landes zu verbessern, sondern um ihre
geförderten Schätze zu transportieren. Die Strassen halten jedoch
nicht lange. Im Süden von Kamerun gibt es genug fruchtbaren Boden,
der eine erfolgreiche Agrarwirtschaft ermöglicht. Mangels Strassen
und Logistik werden diese Nahrungsmittel im Norden sehr teuer
verkauft. Wildtiere, die in beachtenswerten Parks leben, ziehen kaum
Touristen an, da es keine Infrastrukur gibt. Der Wilderei werden
dadurch Tür und Tor geöffnet. Nie war ich auf einer Reise so zornig
und enttäuscht über die vergebenen Chancen. Diese Traurigkeit kann
ich in meinen Posts nicht verbergen, dennoch war es eine so
bereichernde Reise - vielleicht anders als zunächst gedacht. Mein
Wunsch wäre es, dass viele Reisende dieses aussergewöhnliche Stück
Afrika besuchen und den Verantwortlichen den Wert ihres Landes und
seiner Menschen vermitteln.
Unsere Begleiter auf der Reise
waren im Norden Charles, Benjamin und Faisal, im Süden Julie und
Mammut. Die Reise wurde bei Planung und Durchführung unterstützt
von Aquaterra Travel. Während der Reise las ich das berührende und
informative Buch von Ryszard Kapuscinski,
„Afrikanisches Fieber - Erfahrungen aus vierzig Jahren“, das noch
antiquarisch zu bekommen ist.
Ein besonderes Erlbenis die
Begräbniszeremonie der Einwohner von Rhumsiki, dem Ort mit dem
heiligen Berg Zivi. Heute ist der letzte Tag und wir bekommen die
Gelegenheit für eine Fotosession. Der ganze Ort ist auf den Beinen.
Die Trommler und Fiedler hören nicht auf zu spielen, ziehen von
Platz zu Platz, alle tanzen, alle trinken Bili Bili, manche sind
schon in Trance. Die Tänzer schwingen Schwerter, Lanzen, Keulen in
Richtung Himmel, der Staub wirbelt auf. Der Schwiegersohn des
Verstrobenen trägt eine zeremonielle Kleidung, die den Verstorbenen
symbolisiert ,so dass dieser quasi unter den Tanzenden weilt. Einge
Frauen sitzen schon erschöpft im Schatten, die Kinder bekommen
Süssigkeiten in kleinen Tüten oder kauen an Zuckerrohrstangen. Eine
Tänzerin trägt einen Blätterrock über einem Jennifer Lopez
T-shirt, der Kleidersammlung sei Dank. Es herrscht Feststimmung. In
der Baobab Bar haben sich die Dorfältesten in ihren Burnussen
versammelt. Leicht angetrunken tanzen sie bei bester Laune zu den
Rhythmen aus dem Radio.
Rhumsiki ist aber auch bekannt für
die geruhsame Wanderung hinab ins Tal zu den kleinen abgeschiedenen
Dörfern, die ständig neue blicke auf die bizarren Felsformationen
eröffnet. Vorbei an den Gräbern von Animisten, Muslimen und
Christen - friedlich nebeneinander - gehts über Stock und Stein
hinab ins Tal. Die Dörfer sind ganz nah an der grünen Grenze zu
Nigeria, die Bewohner teilweise gemischt, Kameruner und Nigerianer.
Jeder kann die Grenze überschreiten, sich in beiden Ländern
bewegen, denn Papiere gibt es nicht. Der Stamm der Kamsiki
beispielsweise lebt auf beiden Seiten der Grenze. Hier in Rhumsiki
offenbart sich die unbeschreibliche Schönheit der Landschaft. Jeder
neue Blick ist faszinierend, jede Stimmung neu.
Text: Suzanne Bäumler, Fotos:
Michael Harker
Weitere Posts auf:
http://blog.voyage-voyage.net/
Kamerun Fotos von Michael Harker:
http://michael-harker.com/
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