Dienstag, 22. Oktober 2013

Kamerun - Afrika in Miniaturausgabe

Afrika ist ein Sehnsuchtsziel und es macht süchtig. Nach einer unvergesslichen Reise durch Mali rückte Kamerun ins Zentrum unseres Interesses. Dieses Land vereinigt alle in Afrika vorkommenden Landschaften in sich. Wüste, Berge, Steppe, Savanne, Grasland, Regenwald und Küste beheimaten zahlreiche ethnische Gruppen, die so unterschiedlich sind wie die Landstriche in denen sie leben. Eine Reise durch Kamerun ist beschwerlich, vor allem im Norden. Hotels und Lodges sind oft Überreste aus der französichen Kolonialzeit und eine Infrastruktur gibt es kaum. Ebenso wenige Touristen. Im Norden treffen wir Reisende, die in Kamerun z.B. bei internationalen Firmen, den Botschaften oder Hilfsorganisationen arbeiten. Den ersten Eindruck den wir gewinnen ist der eines vergessenen Landes - wenn da nicht die Bodenschätze wären. Seitdem diese für die westliche Technik unentbehrlich geworden sind, blüht eine neue Form der Ausbeutung. Abbaurechte werden verkauft, ohne dass der Bevölkerung Kameruns ein Vorteil daraus entsteht. Chinesen bauen im Gegenzug zwar Strassen, jedoch nicht um die Infrastruktur des Landes zu verbessern, sondern um ihre geförderten Schätze zu transportieren. Die Strassen halten jedoch nicht lange. Im Süden von Kamerun gibt es genug fruchtbaren Boden, der eine erfolgreiche Agrarwirtschaft ermöglicht. Mangels Strassen und Logistik werden diese Nahrungsmittel im Norden sehr teuer verkauft. Wildtiere, die in beachtenswerten Parks leben, ziehen kaum Touristen an, da es keine Infrastrukur gibt. Der Wilderei werden dadurch Tür und Tor geöffnet. Nie war ich auf einer Reise so zornig und enttäuscht über die vergebenen Chancen. Diese Traurigkeit kann ich in meinen Posts nicht verbergen, dennoch war es eine so bereichernde Reise - vielleicht anders als zunächst gedacht. Mein Wunsch wäre es, dass viele Reisende dieses aussergewöhnliche Stück Afrika besuchen und den Verantwortlichen den Wert ihres Landes und seiner Menschen vermitteln.




Unsere Begleiter auf der Reise waren im Norden Charles, Benjamin und Faisal, im Süden Julie und Mammut. Die Reise wurde bei Planung und Durchführung unterstützt von Aquaterra Travel. Während der Reise las ich das berührende und informative Buch von Ryszard Kapuscinski, „Afrikanisches Fieber - Erfahrungen aus vierzig Jahren“, das noch antiquarisch zu bekommen ist.




Ein besonderes Erlbenis die Begräbniszeremonie der Einwohner von Rhumsiki, dem Ort mit dem heiligen Berg Zivi. Heute ist der letzte Tag und wir bekommen die Gelegenheit für eine Fotosession. Der ganze Ort ist auf den Beinen. Die Trommler und Fiedler hören nicht auf zu spielen, ziehen von Platz zu Platz, alle tanzen, alle trinken Bili Bili, manche sind schon in Trance. Die Tänzer schwingen Schwerter, Lanzen, Keulen in Richtung Himmel, der Staub wirbelt auf. Der Schwiegersohn des Verstrobenen trägt eine zeremonielle Kleidung, die den Verstorbenen symbolisiert ,so dass dieser quasi unter den Tanzenden weilt. Einge Frauen sitzen schon erschöpft im Schatten, die Kinder bekommen Süssigkeiten in kleinen Tüten oder kauen an Zuckerrohrstangen. Eine Tänzerin trägt einen Blätterrock über einem Jennifer Lopez T-shirt, der Kleidersammlung sei Dank. Es herrscht Feststimmung. In der Baobab Bar haben sich die Dorfältesten in ihren Burnussen versammelt. Leicht angetrunken tanzen sie bei bester Laune zu den Rhythmen aus dem Radio.




Rhumsiki ist aber auch bekannt für die geruhsame Wanderung hinab ins Tal zu den kleinen abgeschiedenen Dörfern, die ständig neue blicke auf die bizarren Felsformationen eröffnet. Vorbei an den Gräbern von Animisten, Muslimen und Christen - friedlich nebeneinander - gehts über Stock und Stein hinab ins Tal. Die Dörfer sind ganz nah an der grünen Grenze zu Nigeria, die Bewohner teilweise gemischt, Kameruner und Nigerianer. Jeder kann die Grenze überschreiten, sich in beiden Ländern bewegen, denn Papiere gibt es nicht. Der Stamm der Kamsiki beispielsweise lebt auf beiden Seiten der Grenze. Hier in Rhumsiki offenbart sich die unbeschreibliche Schönheit der Landschaft. Jeder neue Blick ist faszinierend, jede Stimmung neu.


Text: Suzanne Bäumler, Fotos: Michael Harker


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Kamerun Fotos von Michael Harker: http://michael-harker.com/

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