1. Tag
Mein Abflug erfolgt pünktlich
um 19:15 Uhr mit British Airways nach London Heathrow. Etwas hektisch
und unübersichtlich geht es dort zu, bevor ich meinen Sitzplatz in
der großen Boeing-Maschine nach Johannesburg einnehme. Mein
Abenteuer Südafrika kann beginnen.
2. Tag
Etwas übernächtigt, aber
glücklich, den langen Flug überstanden zu haben, komme ich am
trubeligen Flughafen in Johannesburg an. Es empfangen mich
strahlender Sonnenschein und 25° C. Am Flughafen wartet bereits
einer der Reiseleiter des Shongololo Express auf mich und zwei weitere
Gäste. Da wir etwas später als die
anderen Gäste angekommen sind, bringt uns der Guide gleich zur
Stadttour in die Innenstadt. Der Shongololo hat verschiedene
Reiseleiter, die sich meist auf eine Sprache spezialisiert haben.
Außer mir reisen noch ca. 10 weitere Deutsche mit dem Zug, weshalb
wir einen eigenen, deutschsprachigen Reiseleiters haben. Meine
weiteren Mitreisenden setzen sich aus überwiegend Kanadiern und
Australiern zusammen. Nachdem wir den Gerichtshof
und das ehemalige Frauengefängnis besichtigt haben, geht es nach
Soweto. Soweto bedeutet „South Western Township“. Heutzutage wird
jedoch der Begriff des Townships aufgrund des diskriminierenden
Hintergrundes nicht mehr verwendet. In Soweto besuchen wir das
„Hector Piedersen Memorial“, ein Denkmal, welches einem kleinen
Jungen gewidmet ist, der unter der Apartheid-Regierung auf offener
Straße erschossen wurde. Weiter geht es, vorbei am ehemaligen
Wohnhaus von Nelson Mandela zu einem außergewöhnlichen Restaurant,
das in einem alten Kraftwerksgebäude untergebracht ist. Hier kann
man sich in den Kraftwerkstürmen herabseilen lassen. Das
Preis-Leistungsverhältnis ist jedoch relativ hoch. Am Nachmittag beziehe ich das
erste Mal meine Kabine im Shongololo Express. Für sieben Tage wird
nun eine Commdore Double Kabine mein zu Hause sein. Die Kabinen sind
sehr klein, weshalb jede Flächennutzung in der Kabine gut überdacht
sein sollte :). Die weiteren Regeln des Zuglebens sind u.a., dass man
sich immer ein bis zwei Tage im Voraus für die zur Wahl stehenden
Ausflüge eintragen muss und dass Wert auf wassersparendes Verhalten
gelegt wird, da jeder Waggon nur einen bestimmten Wasservorrat
besitzt. Am Abend gibt es, wie jeden
Abend, ein ausgezeichnetes 4-Gänge Menu. Nun geht der erste Tag auch
schon zu Ende und der Zug setzt sich in Gang. In der Nacht nehme ich mir vor, das nächste Mal unbedingt Ohrstöpsel einzupacken.
3. Tag
Der Zug hat in der Nacht in
Kaapmuiden in der Nähe der Stadt Nelspruit Halt gemacht. Nach einem sehr
landestypischen, Englisch-angehauchten Frühstück bestehend aus
zahlreichen Eivariationen, Bacon und Bohnen, beginnt unser Ausflug
mit den Shongololo-Minivans zur Panorama Route. Weite Strecken fahren wir nur
durch Berge und Wälder. Unsere erste Station ist der Ort Sabie in
einem Gebiet, das für seine Forstwirtschaft bekannt ist. Das
Städtchen ist niedlich anzusehen und lohnt einen kurzen Spaziergang. Anschließend fahren wir in
das verschlafene Nest „Pilgrim's Rest“, einer ehemaligen
Goldgräber-Stadt. Die Häuser bestehen aus Wellblech. In der alten
Missionskirche betet man heute nicht mehr, sondern trinkt viel mehr
ein zünftiges Bier, hier befindet sich nämlich ein Pub. Dann geht es zur Mittagspause
in den touristischen Ort „Graskop“. Eine Spezialität dieser
Region sind Pancakes. In Graskop selbst gibt es, bis auf zahlreiche
Souvenir-Läden nicht wirklich viel zu sehen. Auf ihn habe ich mich schon
vor der Reise gefreut: den Blyde River Canyon. Der Blick ist
atemberaubend. Man sollte jedoch etwas vorsichtig am Klippenrand
sein, da nicht alles eingezäunt ist. Da wir uns auch mal ein wenig
die Beine vertreten müssen, unternehmen wir einen kurzen Spaziergang
durch die Potholes, die sich in der näheren Umgebung zum Canyon
befinden. Den Abschluss des Tages
bildet „God's Window“, ein weiterer Aussichtspunkt über tiefe
Täler und Schluchten, jedoch nicht so spektakulär wie der Blyde
River Canyon. Insgesamt haben wir an diesem
Tag ca. 350km zurückgelegt. Am Abend esse ich das erste
Mal in meinem Leben Springbok bevor ich erschöpft in mein Bett falle
und die erste Nacht wieder durchschlafen kann, da der Zug heute nicht
weiterfährt.
4. Tag
Frühes Aufstehen ist
angesagt, denn der Krüger Nationalpark steht heute auf dem Programm.
Wir fahren um 06:00 Uhr in
Richtung Gate. Ein Teil der Reisegruppe hat sich entschieden, eine
Tour mit einem offenen Geländewagen durch den Park zu machen. Bei
bevorstehenden 40° C bin ich jedoch froh, mich für den Shongololo
Bus entschieden zu haben. Gleich am Eingang warten die Impalas auf
uns. Wir begegnen einigen Tieren u.a. Giraffen, Elefanten,
Perlhühnern und Warzenschweinen. Sogar Löwen sehen wir aus etwas
weiterer Entfernung. Besonders beeindruckt hat
mich die Begegnung mit einem Elefanten, der direkt vor unserem
Fahrzeug einen Baum entwurzelt hat. Ein wenig schockiert hat mich die
teilweise verbrannte Landschaft. Ein Teil der Flächen wird
kontrolliert abgebrannt, damit zukünftig das Gras wieder besser
sprießen kann. Der erste Halt findet nach
ca. 2 Stunden in Afsal statt, wo wir die ersten Erlebnisse mit den
anderen Reisenden austauschen. Anschließend geht es weiter nach
Skukuza, dem zentralen Camp im südlichen Nationalpark. Bei der
großen Hitze flüchten wir alle schnell in die klimatisierten
Restaurants und Läden des Camps. Am Nachmittag treffen wir auf
einige Nashörner, die gemütlich an den Wasserlöchern rasten. Gegen 16:30 Uhr verlassen wir
den Nationalpark wieder und gönnen uns allen ein erfrischendes
Getränk im Zug.
5. Tag
Nach dem Frühstück fahren
wir in Richtung Grenze nach „Jepp's Reef“. Wir besuchen
Swaziland. Auf keinen Fall sollten man den Pass vergessen. In Swaziland erwartet uns
eine ganz eigene Bevölkerung und Landschaft. Das Land ist arm und,
abhängig von der Jahreszeit, relativ karg. Am Vormittag besuchen wir
eine Glasfabrik in Ngwenya. Aus recyceltem Glas werden hier
Kunstwerke hergestellt. Das Mittagessen nehmen wir
heute in der Mantenga Lodge im Ezulwini Tal ein. Der Blick ist
wirklich zauberhaft und das Essen gut. Am Nachmittag fahren wir
weiter zu einer typischen Kerzenmanufaktur und auf einen
einheimischen Markt in Manzini. Gern hätte ich noch intensiver Land
& Leute von Swaziland kennengelernt, wir treffen den Zug jedoch
bereits am späten Nachmittag in Golela wieder. Über Nacht fahren
wir wieder zurück nach Empangeni in Südafrika.
6. Tag
Der heutige Tag steht wieder
ganz im Zeichen der Pirschfahrten. Von Empangeni brechen wir auf in
den Hluhluwe-Umfolozi Nationalpark. Da dieser Park in einer
fruchtbareren Region mit weniger heißen Temeraturen liegt, muss man
hier nicht sehr früh am Morgen sein. Mir persönlich gefällt dieser
Park wegen der grünen Landschaft sehr. Die Wege schlängeln sich
durch den urwaldähnlichen Park. Auf dem Weg nach Hillstop,
dem Restcamp des Parks, begegnen wir Zebras, Büffeln, Giraffen und
einem Löwenpaar. Nach der Mittagspause haben wir dann noch
einzigartige Erlebnisse mit Elefanten und Nashörnern, die direkt an
unserem Fahrzeug vorbeilaufen. Am Abend bekommen wir im Zug
das erste Mal Malay-Spezialitäten serviert.
7. Tag
Heute fahren wir endlich an
die Küste und ich sehe zum ersten Mal den Indischen Ozean. Auf dem Weg nach St. Lucia
machen wir Halt an einem Rhino-Denkmal, auf dem die aktuelle Zahl der
illegal umgebrachten Nashörner abzulesen ist. In Asien wird das Horn
als Potenzmittel verkauft. Nach einem kurzen Spaziergang
entlang des Strandes von St. Lucia in den iSimangaliso Wetlands,
unternehmen wir eine zweistündige Bootsfahrt, auf der wir viele
Hippos, Krokoldile und einheimische Vogelarten sehen. In St. Lucia machen wir eine
ausgiebige Mittagspause bevor wir in ein Zuludorf fahren. Den Besuchern des Dorfes
wird, leider auf sehr touristische Weise, die ursprüngliche
Lebensweise der Zulus näher gebracht. Gegen frühen Abend kehren
wir zum Zug zurück und ich habe die Gelegenheit, mir noch einmal
alle Kabinenarten anzuschauen, da sich mein Aufenthalt im Shongololo
nun dem Ende entgegen neigt.
8. Tag
Da mir vor meinem Abflug nach
Kapstadt nur ein halber Tag zur Verfügung steht, entscheide ich mich
für eine halbtägige Stadttour durch Durban. Neben dem bekannten
EM-Stadion besichtigen wir die Strandpromenade und genießen den
Blick auf die Stadt von der Howard Universität aus. Anschließend
besuchen wir den Indian Market. Das Stadtzentrum ist sehr belebt und
nicht wirklich schön. Meine Mitreisenden lassen den
Tag im Erlebnisbad und Shopping-Center „uShaka Marine“
ausklingen. Die Route des Shongololo
führt weiter von Durban über Ladysmith und Bloemfontein nach
Kapstadt, mich zieht es jedoch heute schon in die Stadt am Tafelberg. Mit Mango-Airlines, eine sehr
futuristische Airline mit W-Lan Zugang im Flugzeug, fliege ich
weiter.
Die erste Nacht in Kapstadt
verbringe ich im „The Hydes Suites“ in Sea Point. Im Hotel angekommen, lasse
ich meine Reise mit dem Shongololo noch einmal Revue passieren. Die
Vorzüge des Zuges sind das Essen und die zahlreichen Ausflüge mit
professioneller Reiseleitung. Besonders unser Reiseleiter mit
deutschen Wurzeln hat uns sein Land toll erklärt.
9. Tag
Nach einer erholsamen Nacht
treffe ich mich mit unserer lokalen Partnerin Heidi. Gemeinsam
unternehmen wir einige Hotelbesichtigungen (u.a. „The Commodore“,
„Acorn House“ und „Cape Milner“) und eine kurze Einführung
in die Gegend rund um die beliebte Waterfront. Nach einem tollen Mittagessen
schließe ich mich einer Hop on Hop off Tour durch Kapstadt an und
lasse die Stadt an mir vorüber ziehen. Viele wichtige Aspekte werden
unterwegs erklärt. Gerade als ich an der Seilbahn-Station zum
Tafelberg ankomme, wird diese leider geschlossen. Dafür fahre ich in
der Dämmerung entlang der Küste durch Camps Bay zurück in die
Innenstadt und schlendere durch das Einkaufszentrum „Victoria's
Wharf“ am Hafen und Stadion vorbei zu meinem Hotel. Den Abend lasse ich in einem
Restaurant um die Ecke meines Hotels, dem „Hotel Graeme“
gegenüber des Stadions von Kapstadt, ausklingen.
10. Tag
Einer der schönsten Ausflüge
findet in die Winelands statt. Gemeinsam mit drei Kanadiern
und einem englischsprachigen Guide fahren wir heute in Richtung
Stellenbosch. Unsere erste Weinverkostung
findet bereits um 10:00 Uhr auf dem Weingut „Zevenwacht“ statt.
Wir probieren u.a. einen Sauvignon Blanc und einen Pinotage in
Kombination mit hauseigenem Käse. Anschließend werden wir durch die
Weinherstellung geführt. Im Anschluss fahren wir
weiter in Richtung Stellenbosch, einer schönen Studentenstadt mit
starkem Einfluss der Afrikaans-Bevölkerung. In der Nähe von Franschhoek
nehmen wir das Mittagessen im malerischen Weingut „Allée Bleue“
zu uns. Der Blick auf der Terrasse raubt uns den Atem und die Speisen
sind sehr gut. Franschhoek selbst ist sehr
touristisch, aber die Einwohner haben sich vor einigen Jahrzehnten
auf die Herstellung von leckerer belgischer Schokolade spezialisiert.
Auch die Gebäude und Gassen sind hübsch. Die letzte Weinverkostung
erleben wir in der Weinfarm „Vrede en Lust“, die einen schönen
Garten mit romantischen Cottages besitzt. Am Abend besuche ich
gemeinsam mit Heidi das Musical „Kaapse Stories“ im „Richard's“
in Sea Point. Eine wirklich schöne Musikaufführung über die
Geschichte und Eigenheiten der Stadt. Eine ruhige Nacht an
der Camps Bay steht mir nun im zauberhaften Gästehaus „Azamare“
bevor.
11. Tag
Und wieder steht ein neuer
Ausflug auf dem Plan. Das Kap der guten Hoffnung ist heute mein Ziel.
Gemeinsam mit einer sehr
internationalen Gruppe fahren wir über Hout Bay entlang der Küste
durch den Table Mountain Nationalpark in Richtung Cape Point.
Unterwegs versuchen einige Baboon-Affen unser Fahrzeug zu stürmen,
ohne Erfolg. Cape Point dient als
Aussichtspunkt für das Kap der guten Hoffnung. Den Leuchtturm
besteigt man zu Fuss oder fährt hinauf. Ich entscheide mich nach der
vielen Fahrerei für den Aufstieg zu Fuss. Der Ausblick ist einmalig. Wir fahren weiter nach
Simon's Town, wo wir nach dem Mittag Pinguine beobachten. Da der Ort
sehr überfüllt ist, geht es schnell weiter nach Kirstenbosch in den
Botanischen Garten am Rande von Kapstadt. Den letzten Abend in
Südafrika verbringe ich gemeinsam mit unserer lokalen Partnerin bei
einem Sundowner und anschließendem Abendessen in Blouberg, von wo
aus die bekannten Fotoaufnahmen des Tafelberges gemacht werden. Meine
letzte Nacht genieße ich fast direkt an der Waterfront im Hotel „V&A
City Lodge“.
12. Tag
Den letzten Morgen verbringe
ich mit Heike vom Rovos Rail in der Oranjezicht City Farm, einer
idyllischen Biofarm mit eigenem Markt. Wir tauschen uns über die
neuesten Informationen rund um Südafrika und Zugreisen aus. Am Mittag gehe ich das letzte
Mal an der Waterfront Souvenirs shoppen, bevor ich Abschied von
Kapstadt und Südafrika nehme.
Mein Fazit: Ich habe „die
Welt in einem Land“ kennengelernt und komme gern wieder!
Jenny Strumpf, Product Managerin bei Aquaterra Travel
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